Der dreckige Mond

Urban Night Light

Mein ewig schlechtes Gewissen. Seit Monaten nichts mehr gepostet. Weil so viele Wolken, den Mond verstecken, beschäftige ich mich mit der Night-Lights Fotografie. Das bedeutet entweder in der Abendämmerung oder Nachts, wenn es geregnet hat, mit den Lichtspiegelungen zu experimentieren. Mein Ziel ist es „Out of the Box“ zu fotografieren. Keine großen Bildmanipulationen an Photoshop und Co. Nur Kontrast, Dunst und Intensität angleichen. Eventuell eine kleine Farbekorrektur. Was man schon immer auch in der analogen Fotografie machte. Natürlich den Bildausschnitt festlegen.

Die langen Wartezeiten vergringe ich mit dem von mir entwickelten Fotografische Flow. Meditation und Fotografieren ergänzen sich. Zu warten, den richtigen Moment zu erwischen, hierfür ist die innere Ruhe wichtig. Nicht schnell, schnell ein Foto schießen, sondern beobachten, das Bild im Innern entstehen lassen. Hierzu ist Ruhe, Atmung, ein meditatives Aufgenen in deiner Umgebung notwendig.

Gestern fuhr ich zu einem anderen Standort. Wohlwissend, dass er nicht der richtige Ort beim Sonnenuntergang ist. Geopsychologie ist, neue Wege, Plätze, Stadtteile erkunden. Sich so zu sensibliliseren, neue Perspektiven zu entdecken.

Das passierte an der Staffel von der Alten Weinsteige hinab zum Marienhospital in Stuttgart. Den Blick, die Treppen herunter auf eine flache industriellere Gebäuden, will ich einfangen. Dafür bin ich zur falschen Zeit da. das geht nur morgens, wenn die Sonne die Dächer streichelt.

Ich lasse mich auf den Augenblick ein, atme die Umgebung in mich ein. Ich will den Moment, wenn die Sonne die Nacht umarmat und sich verabschiedet einfangen. Den dunklen Himmel mit den erstahlenden Nachtlichtern der Stadt.

Ich richte das Bild ein. Im Dämmerlicht sind lange Belichtungszeiten nötig, dafür braucht es ein Stativ. Am besten noch einen Fernauslöser. Den Draht gebunden habe ich immer dabei. Jetzt heißt warten. Ich sehe mir die Szenerie an. Entdecke, was mir vorher auf die Schnelle nicht auffiel. Und sehe dem verschwinden des Tags zu. Beobachte wie der Himmel abdunkelt und an der Anhöhe von der Karlshöhe nach links sich fortsetzend der Tageslichtstreif schwindet. Ein atemberaubender Moment.

Ich knipse eine Reihe Bilder, entdecke, dass ich unbewußt richtig sitze. Das Straßenlicht wirft genau ein wenig Licht auf den Zaun, die Häuserkante, für die ich mich entschied. Wow. Was für eine Intuition.

Zur Zeit ist der Mondaufgang mitten in der Nacht. Darum gibt keine Mondfotos. Malou, fast 4 Jahre, fragt mich, nachdem ich ihr ein Mondbild zusandte: „Warum ist der Mond so dreckig?“ Eine fantastische Frage. Ich überlege. Klar, der Schatten der Mondtäler. Und die Wolken, die vor dem Mond dahin ziehen, zeigen den Mond mit Dreck. Was für eine Beobachtung. Bis zum nächsten Mal.